Professur für Technik und Design
Pädagogische Hochschule Salzburg
Website Christian Hartard
                  



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Übung Produktgestaltung im technischen und textilen Bereich
Sitzung 3: Keramik - Plattentechnik

Mithilfe der Plattentechnik lassen sich ohne großen Aufwand flächige Tonstücke herstellen und miteinander zu dreidimensionalen Objekten verbinden.


Herstellung der Tonplatte(n)


Sie benötigen: eine Spanplattenunterlage, ein Nudel- oder Rundholz zum Ausrollen des Tons und zwei Holzeisten mit gleicher Höhe. Für die Weiterbearbeitung der Tonplatten kommen je nach Projekt unterschiedliche Modellierwerkzeuge zum Einsatz.

Vorgehen: Ton mithilfe des Schneidedrahts abschneiden und auf der Unterlage mit dem Nudelholz ausrollen. Um eine gleichmäßige Stärke der Tonplatte zu erhalten, legen Sie die beiden Holzleisten rechts und links neben die Tonmasse. Rollt man nun mit einem Rundholz über die Tonmasse, kann der Ton an keiner Stelle dünner als die Stärke der Holzleisten werden.

Tutorial 1 (Youtube)

Der erste Teil des Tutorials behandelt die Herstellung einer Tonplatte. Danach wird gezeigt, wie man durch Umwickeln einer Pappröhre mit der Tonplatte ein zylindrisches Gefäß anfertigen kann. Auch das Zusammenfügen zweier Tonteile wird erklärt – und das alles auf Österreichisch!




Marmorierung

Sie können einen schönen Effekt erzielen, indem sie zwei (lieber nicht mehr als zwei) Tonsorten mit unterschiedlichen Farben mischen. Dazu walkt man jeden Ton für sich zu je einer Tonplatte aus, legt beide Platten übereinander und rollt sie ein. Dann schneidet man ca. 1 cm dicke Scheiben ab, legt sie aneinander zwischen die Leisten und rollt sie zu einer durchgehenden Fläche aus.


Verarbeitung der Platte(n)

1 Einfache Platte
Sollen Anhänger, Untersetzer, Teller und andere Objekte angefertigt werden, die nur aus einer flachen Platte bestehen, wird der Ton mit einem Messer in der entsprechenden Form ausgeschnitten. Der Zuschnitt kann frei Hand erfolgen oder mithilfe einer Schablone, die aufgelegt und vorsichtig nachgefahren wird. Bei kleineren Objekten wie Anhängern können auch Ausstechförmchen für Plätzchen und ähnliche Gegenstände als Hilfsmittel zum Einsatz kommen.

2 Gebogene Platte
Eine gebogene Platte erhält man, indem man das Werkstücke zum Trocknen in eine runde Schale legt.



Tutorial 2 (Youtube)

Im ersten Teil wird gezeigt, wie eine Platte strukturiert und in eine halbrunde Form gebracht werden kann (im zweiten Teil bekommt die Schale noch Füßchen – da wird es etwas komplizierter, diese Arbeitsschritte sind aber nicht unbedingt notwendig). Und Ihr Englisch können Sie auch noch trainieren!

3 Schale
Soll aus der Tonplatte eine Schale werden, die zwar auch nur aus einer Tonplatte besteht, aber einen modellierten Rand hat, wird der Ton ebenfalls zuerst zugeschnitten. Dann wird der Rand geformt, indem er nach oben gebogen, an den Ecken umgeklappt oder anderweitig in Form gebracht wird. Anschließend wird Zeitungspapier, zusammengeknüllte Frischhaltefolie, eine Holzleiste, ein Stück Karton oder ein anderer Gegenstand so unterlegt, dass der Rand gestützt ist und in der modellierten Form erhalten bleibt.

4 Zusammenfügen mehrerer Platten
Mehrere Tonplatten lassen sich zu einem Gefäß zusammenfügen, indem die Verbindungsstellen beider Platten – z.B. mit einer Gabel – angerauht und mit Tonschlicker verbunden werden. Wichtig: die senkrechten Teile werden immer auf die Bodenplatte montiert, nicht um sie herumgelegt. Zusätzlich sollte an der Innenseite des Gefäßes ein dünner Tonwulst in die Kante zwischen Boden und Wand gesetzt und verstrichen werden. Dies sorgt für eine stabilere Verbindung und senkt das Risiko von Rissen in diesem Bereich. Idealerweise werden die vorgefertigten Tonplatten nicht sofort verarbeitet, sondern erst leicht getrocknet, sodass sie beim Zusammensetzen besser ihre Form bewahren.
     
Bei Objekten mit relativ hohen senkrechten Teilen (z.B. einer Vase) müssen diese gestützt werden – z.B. kann man einen Zylinder herstellen, indem man eine Tonbahn um eine leere Toilettenpapierrolle wickelt, siehe dazu noch einmal das 
Tutorial 1 (zweiter Teil)
   

Strukturierung der Oberfläche

Die Oberflächen der Tonplatten können durch verschiedene Techniken strukturiert werden. Je nach dem, wieviel Druck dazu ausgeübt werden muss, ist es sinnvoll, die Platte(n) bereits vor dem Zusammensetzen zu bearbeiten.


Man kann z.B.

Muster einritzen,
z.B. parallele Linien mit einem Kamm

Dekor hineindrücken:
alles, was eine kräftig strukturierte Oberfläche aufweist, kann auf den Ton gelegt und eingedrückt werden (ggfs. mit dem Nudelholz darüberrollen), sodass das Muster sich negativ im Ton abzeichnet: ein Blatt, Farn, eine Tortenspitze oder Stoff mit Spitzenmuster, Stempel, Korbgeflecht, ein Drahtgitter…; es gibt auch eigene 
Strukturroller; gut geeignet für Schmuck (s.u.)

Motive herausschneiden,
frei oder mithilfe einer zuvor angefertigten Schablone; z.B. für ein Windlicht, s.u.

Motive ausstechen,
z.B. mit einem Plätzchenausstecher

Applikationen anbringen:
Zierelemente mit Tonschlicker ankleben; diese können frei geformt werden oder selbst in Plattentechnik hergestellt sein; s.u. das Türschild


Einige Ideen

Türschild:



Kerzenhalter:



Windlicht:



Schmuck (ggfs. kleines Loch für Kette oder Textilschnur nicht vergessen):



zwei sich ergänzende Gefäße:



Mosaik, wie hier von 
Invader, einem französischen Street-Art-Künstler, der weltweit Keramiken an Hausfassaden anbringt:



Sie können natürlich die Plattentechnik auch mit einer anderen Technik (z.B. freiem Modellieren) kombinieren.